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Deutsche Geschichte, Teil 5

Vom ersten und zweiten Weltkrieg zur Teilung

 

Anfang des 20. Jahrhunderts dankte mit Wilhelm II. Deutschlands letzter Monarch ab. Zwei Kriege erschütterten das Land. Nach dem zweiten scheint die Nation für ewig getrennt.

 

In Berlin ahnte am 28. Juni 1914 niemand, was im weit entfernten Sarajewo passieren würde: Zwei Schüsse, aus nächster Nähe von einem serbischen Nationalisten abgefeuert, trafen den österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie tödlich. In ganz Europa lösten die Schüsse von Sarajewo eine unheilvolle Kettenreaktion aus. Es begann ein Krieg, der später der Erste Weltkrieg genannt werden sollte.

 

Die Donaumonarchie erklärte Serbien den Krieg, worauf Russland mobil machte, um den Serben zu helfen. Deutschland beeilte sich, seinem Bündnispartner Österreich volle Unterstützung zuzusichern. Weitere europäischen Großmächte kamen ihren Bündnisverpflichtungen nach und eilten der ein oder anderen Partei zu Hilfe.

 

Patriotische Kriegsbegeisterung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jetzt sollte sich die deutsche Außenpolitik rächen. Kaiser Wilhelm II. hatte es geschafft, durch ständiges Säbelrasseln, Drohgebärden nach allen Seiten und die Aufrüstung der Flotte das Deutsche Reich weitgehend zu isolieren. Als der Krieg ausbrach, war das Gefühl, von Feinden eingekreist zu sein, zur realen Bedrohung geworden.

 

Doch gerade die Isolation löste in Deutschland eine trotzige Stimmung aus. Das nationale Gefühl steigerte sich zu einem neurotischen Massennationalismus. Getragen von einer Welle patriotischer Begeisterung zogen die Deutschen mit Hurra auf die Schlachtfelder.

 

Der Kaiser verkündete den Burgfrieden, mit dem aller Parteienhader beendet sein sollte. „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur Deutsche“, waren seine Worte bei der Eröffnung des Reichstages am 4. August 1914. Selbst die deutsche Sozialdemokratie vergaß ihre Grundüberzeugungen und ließ sich von der Kriegsbegeisterung mitreißen. Zu Weihnachten sollte der Krieg gewonnen sein, war man überzeugt

 

Stimmungswandel in der Bevölkerung

 

Doch der Krieg zog sich hin, und die Begeisterung legte sich bald. Nur in bildungsbürgerlichen Kreisen hielt sie sich etwas länger. Aus heutiger Sicht kaum nachzuvollziehen huldigten deutsche Dichter, darunter spätere Demokraten wie Thomas Mann, dem Gott der Schlachten. Und das, während der größte Teil der Bevölkerung ums Überleben kämpfte. Der Kampf gegen den täglichen Hunger war wichtiger geworden als der gegen die Feinde.

 

Weimarer Republik

 

Nach vier Jahren war es dann vorbei, die Deutschen und ihre Bündnispartner hatten den Krieg verloren. Am Vormittag des 9. Novembers 1918 dankte Kaiser Wilhelm II. ab und ging ins Exil nach Holland.

 

Das junge deutsche Kaisertum, erst 1871 im Spiegelsaal von Versailles ausgerufen, hatte 1918 bereits aufgehört zu existieren. Noch am Nachmittag des Rücktritts rief Philipp Scheidemann vom Balkon des Berliner Reichstages die neue Republik aus.

 

Die Weimarer Republik stand von Anfang an auf wackeligen Beinen. Ihre Gegner feilten geschickt und beharrlich an ihrem Untergang und sponnen Legenden um den verlorenen Krieg: Das deutsche Heer sei im Feld unbesiegt geblieben. Den militärischen Zusammenbruch habe nicht die Armee zu verantworten, sondern die sozialistische Friedensbewegung in der Heimat. Die Novemberrevolution habe das Heer innenpolitisch geschwächt (Dolchstoßlegende).

 

Demütigung

 

Die ersten Jahre der Republik von politischen Morden und antirepublikanischen Aktionen gekennzeichnet. Durch die Bevölkerung ging ein Sturm der Entrüstung, als Deutschland als Kriegsverlierer im Juni 1919 den Diktatfrieden unterzeichnen musste. Dadurch verlor es größere Gebiete und wurde verpflichtet, Reparationen an die Alliierten zu zahlen.

 

Fatal war zudem, dass die Weimarer Republik immer mehr an wirtschaftlicher Kraft verlor: ein idealer Nährboden für Extremisten. Der Putschversuch Hitlers und seiner NSDAP im November 1923 in München scheiterte nur, weil er zu dilettantisch vorbereitet war. Die Katastrophe war aber nur aufgeschoben.

 

Das Ende kündigt sich an

 

Die Radikalisierung in der Bevölkerung zog immer weitere Kreise. Auf der einen Seite war da die Weltwirtschaftskrise, die ihren Höhepunkt Ende der 20er-Jahre erreichte. Auf der anderen Seite stand eine schwache Republik, deren Schicksal in den Händen von Minderheitenregierungen lag. Das konnte nicht lange gut gehen. Die NSDAP erhielt immer mehr Zulauf und Hitler gewann seine ersten Wahlen.

 

 

Hitler an der Macht

 

Am 30. Januar 1933 war es dann so weit: Reichspräsident Hindenburg ernannte den "böhmischen Gefreiten" Adolf Hitler zum Reichskanzler.

 

Viele dachten, Hitler und die NSDAP seien ein vorübergehendes Problem. So auch der frühere Reichskanzler Franz von Papen: „Wir haben uns Herrn Hitler engagiert. In zwei Monaten haben wir ihn in die Ecke gedrückt, dass er quietscht.“

 

Eine fatale Fehleinschätzung. Für Deutschland begann das dunkelste Kapitel seiner Geschichte. Millionen von Menschen sollten für den Wahn der Nazis mit dem Leben bezahlen.

 

Heim ins Reich

 

Auch das Ausland schätzte die Lage nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten falsch ein. Als deutsche Truppen am 12. März 1938 die Grenze nach Österreich überschritten und Hitler am nächsten Tag auf dem Wiener Heldenplatz den Eintritt seiner Heimat in das Deutsche Reich verkündete, passierte nichts. Dafür bejubelte die deutsche Bevölkerung den Erfolg. Die Propaganda tat ihr Übriges: Der Führer habe die Ostmark heim ins Reich geholt, hieß es.

 

Nun richtete sich Hitlers Blick auf das nächste Land. Im September 1938 sicherte sich Hitler mit dem Münchner Abkommen die sudetendeutschen Gebiete in der Tschechoslowakei. Um einen Krieg zu verhindern, hatten Frankreich und Großbritannien nachgegeben, nur um zu sehen, dass Hitler schon im Frühjahr das Abkommen brach. Am 15. März 1939 marschierten deutsche Soldaten in Prag ein.

 

Rassenwahn und Stunde Null

 

Schon 1925 hatte Hitler seine menschenverachtenden und auf Eroberung ausgerichteten Theorien in seinem Buch "Mein Kampf" formuliert. Das Leben sei ein Kampf ums Überleben, bei dem der Stärkere den Schwächeren zugrunde richte. Die Urkräfte der Geschichte seien Rassen, von denen die arische allen anderen überlegen sei und das auch bleibe, solange sie sich rein halte und das Judentum vernichte. Das deutsche Volk sei der wichtigste Vertreter dieser Rasse. Dieses Volk brauche Lebensraum. Dieser sei im Osten zu gewinnen, notfalls auch durch Vernichtung der Slawen.

 

Am 1. September 1939 begann Hitler seine Theorien in die Tat umzusetzen. Mit dem Überfall auf Polen begann der Zweite Weltkrieg. 1945 war Deutschland besiegt, aber auch befreit. Das Reich hatte in der Stunde Null aufgehört als Staatswesen zu existieren. Nun übernahmen die Sieger in ihren Besatzungszonen die alleinige Regierungsgewalt.

 

Der Weg in die Teilung

 

Zu Beginn der Nachkriegszeit gingen die Siegermächte noch von einer Einheit Deutschlands aus. Doch schon bald zeichnete sich ab, dass der Konflikt zwischen den Westalliierten (Frankreich, England und den USA) und Russland zu einer Teilung führen würde.

 

Innerhalb der besetzten Zonen entstanden in den ersten Nachkriegsjahren neue Länder. Ihre Grenzen wurden recht willkürlich gezogen. Den Siegermächten kam es aber darauf an, Deutschland eine dezentrale Struktur zu geben. Von Beginn an umstritten war die Westgrenze des sowjetischen Machtbereichs. Später sollte sie Teil des Eisernen Vorhangs zwischen Nato und Warschauer Pakt werden.

 

Ost und West gehen getrennte Wege

 

Die drei westlichen Besatzungszonen wuchsen immer enger zusammen. Schnell fanden freie Wahlen statt, während in der sowjetischen Zone das Leben vom Willen der Besatzer geprägt war, eine Gesellschafts zu etablieren, die den eigenen gesellschaftspolitschen Vorstellungen entsprach. Als Instrument diente die SED, die nach der Zwangsvereinigung von KPD und SPD im April 1946 rasch zur leninistischen Kaderpartei aufstieg.

 

Das Misstrauen zwischen den beiden politischen Blöcken wuchs. Der Westen fürchtete sich vor einer Ausbreitung des Kommunismus, der Osten vor einer wirtschaftlichen und militärischen Übermacht der USA. Stalin lehnte Vorschläge der Amerikaner zur Wiederherstellung eines deutschen Einheitsstaates ab, er sah darin gezielte Maßnahmen des Imperialismus. Der Westen reagierte darauf, indem er am Status quo festhielt – notfalls auch militärisch. Dies läutete die Ära des Kalten Krieges ein.

 

 

Die deutsche Frage

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Konflikt mit Stalin führte dazu, dass die USA, Großbritannien und Frankreich aus ihren besetzten Zonen einen Staat schmiedeten.

 

Konrad Adenauer und andere führende Politiker der ersten Stunde begrüßten diese Entwicklung, sahen aber auch das Problem: Der Staat, den sie bilden sollten, würde die Abgrenzung zum Osten verstärken. Die neue Verfassung sollte deshalb nur provisorisch sein. Als dann das Grundgesetz 1949 verabschiedet wurde, war die Wiedervereinigung als die wichtigste Aufgabe des neuen Staates in der Präambel festgehalten. Die Bundesrepublik Deutschland war geboren.

 

Die Sowjetunion hatte inzwischen die Deutsche Demokratische Republik ins Leben gerufen. Das Ziel beider Neugründungen war der deutsche Nationalstaat.

 

Zwei deutsche Staaten

 

Der Traum von der Einheit schwand mit den Jahren jedoch immer mehr. Der Höhepunkt der Teilung erfolgte 1961. Nachdem es Ende der 50er-Jahre in der DDR zu einer bis dahin nicht gekannten Fluchtbewegung gekommen war, plante und errichtete die DDR-Regierung die Mauer. Die Teilung Deutschlands hatte sich in Beton manifestiert.

 

28 Jahre nach ihrer Errichtung kam es am 9. November 1989 zur Öffnung der Mauer, nachdem die DDR-Regierung Jahre war Anfang der 80er-Jahre zunehmend in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten war. Mit Michael Gorbatschow begann dagegen die Reform des Kommunismus, die den gesamten Ostblock im Aufbruchsstimmung versetzte.

 

Die Mauer fällt

 

In der DDR gingen die Menschen auf die Straße und erzwangen den Sturz des Regimes. Mit dem 3. Oktober 1990 vollzog sich die Wiedervereinigung. Nachdem die Mauer gefallen war, wurde auch das Brandenburger Tor als Symbol für das neue Deutschland wieder geöffnet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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